“Speisen und Getränke, deren Aussehen, Geruch, Geschmack und Berührung die Sinne erfreuen, schaffen die vitale Essenz aller Lebewesen.”
Hans H. Rhyner.
Ist es nicht überfällig, mich mit der Ayurvedischen Lehre ausführlicher zu beschäftigen? Immerhin habe ich sie in meinem letzten Artikel über den “Ernährungskompass” von Bas Kast beiläufig erwähnt. Und zwar als eine spirituelle ganzheitliche Ernährungs-Wissenschaft. Eine vom Universum eingefädelte “Steilvorlage”? Mal sehen.
Denn bisher machte ich um geschlossen wirkende Lehren, wie zB. auch die Makrobiotik, eher einen Bogen. Stattdessen versuchte ich immer wieder, die Wahrheit durch eigene Erfahrungen zu finden.
Wird es jetzt Zeit, mich dem Ayurveda mehr zu nähern als bisher? Und wie?
Gelegentlich traf ich bereits einige Menschen, die ihre Eßstörungen und “Erkrankungen” mit Ayurveda korrigieren wollten. Die dazu sogar eine spezielle Kur in Indien gebucht hatten.
Aus ihren Erzählungen blieb bei mir haften, daß es auf jeden Fall ein exklusives, teures Vergnügen war, ohne garantierten Erfolg.
Vorbemerkung
“Ohne garantierten Erfolg” sind wahrscheinlich jegliche Kuren, wenn sie geistige Ursachen von Disharmonien bzw. “Krankheiten” nicht in den Blick nehmen.
Das heißt jedoch auf der anderen Seite nicht, daß sie unwirksam sind. Und jetzt ich bin selbst sehr gespannt, ob die Ayurvedische Ernährung bzw. das Integrieren ihrer Gesetzmäßigkeiten auch mir etwas hilft, in die Harmonie zu kommen.
Denn meine autodidaktischen Langzeit-Versuche mit meinem Eßverhalten führten bisher nicht zum ersehnten Erfolg.
Vielleicht magst du mir bei meinen ersten Erkundungen über die Schulter schauen? Es geht sofort los:
Zu Beginn: Der Dosha-Test
Bevor ich eine kostspielige Indienreise mache, schaue ich lieber erstmal in der Nachbarschaft. Schnell finde ich im Internet einige Praxis-Adressen für Ayurveda-Beratung und speichere sie als Lesezeichen. Vielleicht mache ich mal einen Termin.
Auf mehreren Seiten finde ich gleich sog. “Dosha Tests”, zur Bestimmung meines Typs: Vata, Pitta oder Kasha.*
* (Vergleiche auch mit anderen Typenlehren.)
Das klingt doch nach einem leichten Einstieg, oder? Also mache ich mehrere dieser Tests. Mehrere, um sie auf Übereinstimmung oder Abweichung zu überprüfen.
Im ersten Test bin ich ziemlich eindeutig ein Kapha-Typ, auch wenn die anderen Typen nicht sehr weit davon entfernt liegen. In zwei weiteren Tests bin ich eher ein Vata-Typ, mit Nähe zu Kapha. Und im letzten Test, den ich auf der Blog-Seite “ayurveda-schatztruhe.de” machte, sind alle 3 Typen bei mir so gut wie ausgeglichen. OK, für eine erste grobe Orientierung reicht mir das zunächst.
“Folge deinem eigenen Gespür”
Als nächstes bestelle ich mir ein Buch, das sowohl Grundlagen als auch Rezepte für die Praxis liefert: “Das große Ayurveda Ernährungsbuch” von Hans Rhyner und Kerstin Rosenberg.
Es scheint sehr umfassend zu sein, auch mit Tabellen, vielen Details und über 100 Rezepten ausgestattet.
Zum Glück werde ich gleich auf den ersten Seiten beruhigt: Mit Hans Rhyners Plädoyer für unser eigenes, individuelles Gespür, auf das wir uns verlassen können. Mit unseren Sinnen sind wir befähigt, präzise zu erspüren, welche Lebensmittel für uns geeignet sind, und wieviel wir davon essen sollten.
Mit seiner leicht verständlichen Einführung in die Typen sowie die Nahrungs-Arten habe ich zumindest gleich ein Basis-Verständnis.
“Bevorzuge regionale Lebensmittel”
Etwas überrascht bin ich, als ich lese, wir sollten auf jeden Fall regionale Lebensmittel bevorzugen. Vor ein paar Monaten hatte ich nämlich eine ayurvedische Entgiftungskur gemacht. Mit sehr vielen Gewürzen, deren Namen ich noch nie gehört hatte, und die überhaupt nicht aus der (norddeutschen) Region kommen.
Auf jeden Fall scheint die Praxis viel weniger exotisch zu sein, als die indische Herkunft des Ayurveda vermuten läßt. Hans Rhyner empfiehlt übrigens auch, immer frische Lebensmittel statt Tiefkühlkost oder industriell hergestellte Produkte zu kaufen.
Was mir noch auffällt: Ich bin von Anfang an in positiver Resonanz mit dem Inhalt des Buches. Und ich weiß, ich brauche es nicht sofort komplett durchzulesen, sondern kann mir erlauben, nach Lust und Laune darin zu stöbern. Auch gleich mal das eine oder andere Rezept auszuprobieren.
Es gibt sechs Geschmacksrichtungen:
Süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb. Sie wirken offenbar jeweils fördernd oder hemmend auf die Grundtypen Vata, Pitta und Kasha. Unsere Sinne und Intuition helfen uns, spontan das zu finden, was wir gerade brauchen.
Dennoch begreife ich zunehmend, daß mir ein Grundverständnis über die Wechselwirkungen sehr dabei helfen kann, die bisherigen Fehler zu vermeiden.
Die süße Geschmacksrichtung ist dominant wichtig für den Aufbau des Körpers, für Energie und Vitalität. Ich erinnere mich an eine wunderbare, leckere Erbsensuppe, die ich vor vielen Jahren auf einem Demeter-Bauernhof serviert bekam. Ganz anders als die hausmannskostartige Erbsensuppe war diese von einer überraschenden, natürlichen Süße und Geschmacksvielfalt. Es war das Leckerste, was ich seit langem gegessen hatte.
Warten ähnlich wundervolle Speisen auf mich, wenn ich die ayurvedischen Rezepte ausprobiere?
Ein typisches ayurvedisches Mittagsmahl setzt sich übrigens aus Zutaten aller Geschmacksrichtungen zusammen. Nach Möglichkeit in mehreren Gängen. Süßes und Saures sollen sich dabei nicht vermischen.
Bei – meist üblichem – Zeitmangel kann dies auch vereinfacht werden zu einer Mahlzeit mit Nachtisch.
Ayurveda hat psychische Ursachen durchaus im Blick.
Vor allem bei diversen Eßstörungen, so schreibt Kerstin Rosenberg, sind die seelischen Ursachen wichtig und begleitend zu behandeln. Sie schreibt:
“Eine Eßstörung ist eine Störung des natürlichen Essverhaltens. Es handelt sich um zwanghaftes Verhalten, um Gefühle zu kompensieren. Eßstörungen sind Ausweichverhalten, Flucht, Hilflosigkeit, Verweigerung und stummer Protest, zugleich aber auch Resignation und Anpassung, Reaktionen auf unbefriedigende Lebensverhältnisse.”
“Unser Körper ist der Speicher all unserer erlebten Emotionen.”
In “Das große Ayurveda Ernährungsbuch” geht Kerstin Rosenberg ausführlich auf die verschiedenen Formen der Eßstörungen sowie auf die zugrundeliegenden Emotionen ein und beschreibt, wie gezielte und angepaßte ayurvedische Ernährung mit therapeutischer Begleitung zum Überwinden der Störungen und Erlangen wahrhafter Harmonie führen kann.
Die Inderin Anita Moorjani schreibt in ihrem Buch “Heilung im Licht“, daß sie während ihrer “Krebskrankheit”, vor ihrem Nahtoderlebnis, hin und hergeworfen war durch viele unterschiedliche Therapie-Empfehlungen. Die Therapie, die ihr als einzige richtig gut getan hat, war Ayurveda. Leider haben andere Konzepte, die ihr angetragen wurden, den Erfolg zunichte gemacht.
Bücher und Blogs
Die Anschaffung des oben vorgestellten Buches ist ein Glückstreffer. Eine gute Wahl – sowohl als Einstieg als auch für intensivere Beschäftigung. Bestellt habe ich mir inzwischen ein weiteres: Ayurveda Handbuch der Energietypen – Die Grundlagen des Ayurveda von Jutta Mattausch.
Auf jeden Fall gibt es genügend Literatur, und bei Interesse wirst du sicher das für dich passende Buch finden.
Auch mit Hilfe von Ayurveda Blogs ist es einfach, sich an das Thema heranzutasten. In der Seitenleiste habe ich deshalb 6 Blogs verlinkt. Sehr hilfreich finde ich den bereits oben erwähnten Blog.
Jetzt bin ich mal derjenige, der in den Genuß von Informationen kommt, die in kleinen Häppchen und sinnvollen Themen in einem Blog vorgestellt werden. Genau das Richtige für einen entspannten, einfachen Einstieg.
Hier mal ein Rezept ausprobieren, da mal einen kleinen Blogartikel lesen, mir manchmal Gedanken machen über die 3 Typen und ihre weiteren 4 Kombinationen – so kann die Beschäftigung mit dem Thema genau so ein Genuß sein, wie die nach ayurvedischen Rezepten zubereitete Speisen.
Ich hoffe, auch dieser Artikel liefert dir ein paar nützliche Anregungen für deinen Weg in die Harmonie. Schreibe gern einen Kommentar, wenn du Fragen oder Anmerkungen hast.
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Lieber Reiner alle deine Beiträge waren für mich sehr Lehrreich ich versuche auch alles mitzubekommen. ich bin ja erst 87 aber ichhabe ja auch meine Richtung und da geht es im Moment richtig zur Sache:ernährung Entgiftung und viele andere Informationsmöglichkeiten wie Telegram. Lieber Reiner Liebe Grüße aus Portugal und frohes schaffen klaus
Danke lieber klaus für Deine Zeilen und Grüße! Ich wünsche Dir Erfolg bei der Entgiftung. Schreibe hier gern, was Dir am besten geholfen hat, und auch, was nutzlos war.
Herzliche Grüße! Rainer