In welchen Fällen ist eine Gesprächstherapie zu empfehlen?
In meinem engeren Umfeld habe ich intensive Berührungen mit Menschen, die mit Psychosen verschiedener Art kämpfen. Und ich beobachte, daß sie sich vor einer wirklich tiefen Psychotherapie scheuen.
Vielmehr nehmen sie von den Kassen empfohlene Termine mit Gesprächstherapeuten wahr – ohne wirklichen Heil-Erfolg.
Gibt es andere Fälle, in denen professionelle Gesprächs-Therapie zu empfehlen ist?
Ich gebe zu, daß ich eine gehörige Portion Vorbehalte gegen diese Therapieform habe, obwohl ich sie aufgrund eigener Erfahrung kaum kenne.
Doch halt: In Wirklichkeit kenne ich sie sehr wohl, nämlich in Form von oft tiefgehenden Gesprächen mit Freunden oder empathischen Fremden, denen ich begegne.
Überblick
- Natürliches Miteinander und gegenseitige Hilfe
- Den Tunnelblick erweitern
- Dein Feind ist ein Geschenk
- Gesprächstherapie als erster Schritt
Natürliches Miteinander und gegenseitige Hilfe
Gesprächstherapie im Sinne von liebevoller Anteilnahme und emapathischer Kommunikation ist eigentlich etwas, was wir Menschen uns gegenseitig und uneigennützig liefern können.
Brauchen wir professionelle Gesprächs-Therapeuten, wenn auch unter Freunden alles auf den Tisch kommen kann, was uns auf Abwege gebracht hat?
Vielleicht.
Doch immer, wenn wir mit empathischen, bewußten Menschen zusammentreffen, sollten wir das nutzen, um über unseren Tellerrand zu schauen. Dabei kann Erstaunliches passieren, oft mehr als bei irgendeinem Therapeuten, der nach Schema F vorgeht.
Je mehr Empathie wir entwickeln, desto eher werden professionelle Therapeuten überflüssig. Zumindest, wenn es um seelische Probleme geht.
Den Tunnelblick erweitern
Daß wir überhaupt einen Therapeuten brauchen, ist unseren blinden Flecken geschuldet. Denn uns fehlt genau dort das nötige Bewußtsein, wo die Ursachen von gesundheitlichen Störungen liegen.
Symptome weisen uns bis zu einem gewissen Grade den Weg zu diesen Ursachen. Doch unser Tagesbewußtsein enthält meistens keine oder zu wenig Erinnerung an ursächliche Ereignisse. Traumata werden aus Selbstschutz ins Unterbewußtsein verdrängt.
Auf welche Weise wir unseren Tunnelblick erweitern bzw. unser Unterbewußtsein anzapfen, sei erstmal dahingestellt.
In jedem Fall brauchen wir irgendeine Hilfe dazu. Nur Münchhausen konnte sich am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf ziehen.
Dein Feind ist ein Geschenk.
Zunächst können wir also sämtliche Ereignisse des täglichen Lebens nutzen, um unseren Horizont zu erweitern. Also auch tiefergehende Gespräche bei passender Gelegenheit.
Üblicherweise sprechen wir zunächst nur mit Freunden über tiefere Probleme. Was die meisten allerdings selten nutzen und noch seltener wertschätzen, sind die Konfrontationen unserer Feinde und Widersacher. Warum?
Das hat Paul Ferrini sehr schön in seinem Buch „Denn Christus ist in jedem von Euch“ deutlich gemacht:
„…Zunächst einmal fällt es dir natürlich leicht, deine Freunde zu lieben, denn meistens werden sie dir zustimmen und dich unterstützen. Sie zu lieben fällt dir also nicht schwer.
Doch dein Feind stimmt dir nicht zu. Er ist überzeugt davon, daß du Unrecht hast.
Er sucht nach deinen Schwachpunkten und setzt alles daran, sie sich zunutze zumachen. Wenn es bei dir einen blinden Fleck gibt, kannst du sicher sein, daß er ihn entdeckt. Kurz, dein Feind ist nicht bereit, dich „mangels Beweisen freizusprechen“. Deshalb ist er dein bester Lehrer.
Dein Feind spiegelt dir alles, was du an dir selbst nicht magst. Er zeigt dir genau, wo deine Ängste und Unsicherheiten liegen.
Wenn du deinem Feind zuhörst, wirst du genau wissen, in welchen Punkten du dich selbst korrigieren mußt.
Nur jemand, der dir solchen Widerstand bietet, kann ein so effektiver Lehrer für dich sein.
Warum sage ich „liebe“ deinen Feind? Ich sage das, weil du, wenn du ihn nicht liebst, das Geschenk, das er dir zu geben hat, nicht würdigen wirst.“
Im Grunde genommen ist alles, was uns begegnet, immer ein Geschenk. Meistens können wir das erst rückwirkend erkennen, nachdem wir es ausgepackt haben.
Das Leben liefert alles, was wir für die Entwicklung unseres Bewußtseins und unseren Weg nachhause brauchen.
Manchmal auch eine
Gesprächstherapie als erster Schritt
Vielleicht ergibt es sich nicht, daß wir einfach durch Gespräche mit Freund und Feind weiterkommen. Es spricht im Grunde nichts dagegen, schließlich einen Gesprächstherapeuten aufzusuchen.
Es wird sich ja auf jeden Fall zeigen, ob er oder sie bei der Lösung des Problems helfen kann. Wir können es zumindest als eine erste Beratung verstehen. Jeder Blick von außen hat die Chance, mehr zu sehen als wir mit unseren blinden Flecken.
Ich habe mit einer Partnerin vor vielen Jahren das Angebot einer evangelischen Beratungsstelle für Paare genutzt. Und ich war überrascht, wieviel neuer Raum in der Kommunikation auf einmal da war. Beide konnten wir – endlich – ungehindert alles aussprechen, was uns wichtig war.
Auf erstaunlich einfache Weise war in diesem Raum kein Streit-Ping-Pong mehr. Eine neutrale Person gestaltete diesen Raum so, daß wir uns beide optimal aussprechen und wirklich verstehen konnten. Das war schon mehr als „die halbe Miete“.
Anfangs erwähnte ich Menschen mit Psychosen oder ähnlichen „Erkrankungen“. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ein Gesprächstherapeut in sochen Fällen eher nur beratend hilfreich sein kann. Jedenfalls nicht therapeutisch.
Er kann – und sollte – erfolgversprechende Therapien vorstellen und dabei helfen, erste Kontakte zu bewährten Spezial-Therapeuten aufzubauen.
Sinnvoll in den leichteren Fällen
Schwerere Traumata wurden meistens komplett ins Unterbewußtsein verdrängt. Deshalb können wir uns ihnen nicht mit unserem Tagesbewußtsein genügend nahe kommen. In einer Gesprächstherapie erleben wir im günstigen Fall eine Art Trigger, die bestimmte Worte auslösen können.
Doch oft erinnern wir uns ja durchaus an die Auslöser unserer Probleme. Ein Gesprächstherapeut kann hier wirklich hilfreich sein, indem er Handlungs-Alternativen ins Spiel bringt, unsere gewohnte Routine infrage stellt oder uns einfach aufmerksam zuhört.
Schließlich ist nicht auszuschließen, daß mancher gute Gesprächstherapeut auch noch über andere geeignete Werkzeuge verfügt, mit denen eine bisher verschlossene Tür zu öffnen ist. Zum Beispiel die Emotionscode- bzw. Body Code Methode, die ich hier vorstelle. Wer damit gut umzugehen weiß, kann systematisch der Reihe nach alle Ursachen ans Licht bringen und auch die Heilung einläuten.
Liebe und Empathie finden überall einen Weg.
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